Ist Selbstverletzung und Suizidalität das gleiche?
- Andreas Reinhard
- 15. Juni
- 1 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 23. Juni
Nein, Selbstverletzung und Suizidalität sind nicht das Gleiche.
Wenn wir von Selbstverletzung sprechen, meinen wir meistens das "Nicht-suizidale selbstverletzende Verhalten" (NSSV). Dies bedeutet, dass sich jemand absichtlich und wiederholt selbst verletzt, ohne die Absicht zu sterben. Es geht dabei meist darum, starken inneren Druck loszuwerden, sich zu spüren, Gefühle zu regulieren oder einen Hilferuf nach aussen zu senden. Die Selbstverletzung hilft den Betroffenen kurzfristig, mit seelischer Belastung umzugehen.
Suizidalität hingegen bedeutet, dass jemand Gedanken, Pläne oder Intensionen hat, sich selbst das Leben zu nehmen. Es geht dabei um die Absicht zu sterben – das ist ein bedeutender Unterschied.
Trotzdem muss man sich bewusst sein:
Menschen mit NSSV können auch suizidale Gedanken haben, müssen aber nicht.
Beides kann nebeneinander auftreten – oder auch ganz unabhängig voneinander.
Deshalb ist es so wichtig, bei jedem selbstverletzenden Verhalten genau hinzuschauen:
War die Verletzung lebensgefährlich? Gab es Gedanken an den Tod? Hat die Person Suizidgedanken geäussert?
Nur durch gezieltes Nachfragen einer Fachperson kann man NSSV von Suizidalität sicher unterscheiden.
Kurz gesagt:
NSSV = Absichtliches und wiederholtes selbst verletzen, ohne die Absicht, sich das Leben zu nehmen.
Suizidalität = Gedanken, Pläne oder Intensionen, dem eigenen Leben ein Ende zu setzen.
Beides muss professionell behandelt werden!
Wer suizidal ist, braucht schnell und notfallmässig professionelle Unterstützung.
Wer sich selbst verletzt, braucht ebenfalls Hilfe – aber oft mit einem anderen Fokus: Gedanken verstehen, Stabilisieren, Alternativen entwickeln.

