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Muss ich Angst vor der Psychiatrie haben?

  • Autorenbild: Andreas Reinhard
    Andreas Reinhard
  • 15. Juni
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 16. Juni

Nein – du musst keine Angst vor der Psychiatrie haben. Es ist völlig verständlich, dass viele Menschen erstmal unsicher sind, wenn sie an Psychiatrie denken.


Oft entstehen diese Ängste durch Vorurteile, schlimme Medienbilder oder fehlende Informationen.


In Wirklichkeit ist die Psychiatrie ein Ort, an dem Menschen Hilfe bekommen, wenn sie seelisch überfordert sind, an einer psychischen Erkrankung leiden oder in einer Krise stecken. Auch wenn du dich selbst verletzt, mit starken Gefühlen kämpfst oder nicht mehr weiterweisst, kann die Psychiatrie ein sicherer Raum sein, wo du gehört, verstanden und geschützt wirst.


Du wirst dort nicht verurteilt, sondern ernst genommen. Viele Fachpersonen dort kennen sich mit Selbstverletzung und psychischer Belastung gut aus. Sie wissen, dass du dich nicht einfach so verletzt – sondern dass dahinter viel Schmerz und Not stecken. Ziel ist es, gemeinsam zu verstehen, was los ist, und zu schauen, wie man dir konkret helfen kann.


Ein Aufenthalt in der Psychiatrie bedeutet nicht, dass mit dir „etwas nicht stimmt“ oder dass du für immer dort bleiben musst. Oft reicht eine kurze Zeit, um sich zu stabilisieren, einen Plan zu machen oder Abstand von belastenden Situationen zu bekommen.


Wenn du in der Psychiatrie bist, wird mit dir gemeinsam überlegt:


-Was brauchst du, damit es dir besser geht?

-Was hilft dir in akuten Momenten?

-Welche Behandlung passt zu dir?

-Welche Alternativen gibt es zur Selbstverletzung?

-Und vieles mehr


Wenn du nicht mehr kannst oder denkst, dass du dich selbst in Gefahr bringst, ist es kein Versagen, Hilfe anzunehmen und ein Time-Out in einer psychiatrischen Klinik zu nehmen – es ist ein mutiger Schritt in Richtung Heilung.


Wie läuft ein Psychiatrieaufenthalt ab?


Wenn du dich selbst verletzt oder so sehr belastet bist, dass du nicht mehr weiterweißt, kann ein Aufenthalt in der Psychiatrie dir helfen. Das Ziel ist nicht, dich „wegzusperren“, sondern dir einen sicheren Ort zu geben, an dem du zur Ruhe kommen kannst und nicht allein mit deinen Gefühlen bist.


Am Anfang wirst du in der Regel von einer Fachperson aufgenommen – meist einer Ärztin oder einem Psychologen. Es wird mit dir gesprochen und dir werden Fragen zu dir gestellt.


Das Gespräch ist oft ruhig, wertschätzend und ohne Druck. Es geht nicht darum, dich zu verurteilen, sondern zu verstehen, was du brauchst.


In der Klinik hast du einen geregelten Tagesablauf. Dazu gehören z. B.:


-Gespräche mit Therapeut:innen

-Gruppenangebote (z. B. zum Umgang mit Gefühlen, Selbstwert, Körperwahrnehmung)

-Schule oder Beschäftigung am Vormittag

-Zeit für dich – zum Ausruhen, Zeichnen, Musik hören, Lesen

-Körperliche Bewegung, z. B. Sport, Spaziergänge oder kreative Angebote


Du bekommst einen festen Bezugspflegerin und ein:e Therapeutin, die für dich da ist, mit dir redet, dich begleitet – und dir hilft, mit Selbstverletzungsdrang, Anspannung oder Krisen umzugehen.


Selbstverletzung wird nicht bestraft, sondern ernst genommen – und es wird gemeinsam geschaut, was du stattdessen tun kannst.


Wie lange bleibt man dort?


Das ist ganz unterschiedlich. Manche bleiben nur wenige Tage, andere mehrere Wochen. Es hängt davon ab, wie es dir geht, ob du wieder stabil bist und ob du zuhause gut unterstützt wirst. In jedem Fall ist das Ziel, dass du wieder in deinen Alltag zurückkehren kannst – mit einem Plan und konkreten An.


Muss ich Angst vor Zwangsmassnahmen haben?


In der Psychiatrie geht es vor allem um Freiwilligkeit und Vertrauen. Zwang ist nur in sehr schweren Ausnahmefällen nötig – z. B. wenn jemand sich oder andere akut gefährdet. Selbstverletzung allein führt nicht automatisch zu Zwang. Meist wird erstmal alles versucht, dich freiwillig zu stabilisieren und mit dir gemeinsam Lösungen zu finden.

 
 

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