Was sind Selbstverletzungsdränge?
- Andreas Reinhard
- 15. Juni
- 1 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 16. Juni
Selbstverletzungsdränge sind starke innere Impulse oder das Verlangen, sich selbst zu verletzen – also der Moment, in dem die Gedanken an Selbstverletzung so intensiv werden, dass es schwerfällt, dagegen anzukommen.
Viele Menschen mit nicht-suizidalem selbstverletzendem Verhalten (NSSV) erleben solche Dränge, wenn sie überwältigt sind von innerem Stress, starker Anspannung oder innerer Leere.
Es kann sich anfühlen wie ein innerer Zwang, eine Art „Flucht von der Realität“, um mit der Situation überhaupt irgendwie klarzukommen.
Selbstverletzungsdränge entstehen häufig in Situationen wie:
-Grosser emotionaler Anspannung
-Konflikten oder Ablehnung
-Dem Gefühl, versagt zu haben
-Dissoziation (wenn sich alles unwirklich anfühlt)
-Intensiven negativen Gefühlen, z. B. Wut, Scham, Schuld oder Traurigkeit
-etc.
Der Drang selbst kann unterschiedlich stark sein – manchmal ist er kaum auszuhalten, manchmal eher unterschwellig. Häufig ist er verbunden mit Gedanken wie:
„Ich muss das jetzt tun, sonst sterbe ich gleich.“
„Ich hasse mich so sehr.“
„Es fühlt sich gut an, ich habe nichts anderes.“
„Nur noch dieses eine mal.“
Wichtig:
Ein Drang ist noch keine Handlung. Viele Betroffene lernen in der Therapie, den Drang auszuhalten, ohne sich zu verletzen – zum Beispiel mit sogenannten Skills, mit Ablenkung, Bewegung oder durch ein Gespräch. Der Drang geht wieder vorbei, auch wenn er sich im Moment sehr mächtig anfühlt.

